Was bleibt. Das Leben der Familie Cohn
Was bleibt von einem Leben übrig? Was ist es wert erzählt zu werden und wie geht eine Stadt mit ihrer eigenen Geschichte um? Im Stück Was bleibt treffen Vergangenheit und Gegenwart aufeinander. Jüdisches Leben von damals und heute in Dessau kommt in einen Austausch.
Zentrale Figur des Abends, der Mitte des 19. Jahrhunderts beginnt und im Heute endet, ist das einzige Kind der Bankiersfamilie Cohn: Julie von Cohn-Oppenheim. Schon als kleines Mädchen, so eine Überlieferung, verschenkte sie ihre Schuhe an Bedürftige und lief in Strümpfen nach Hause. Bis heute wird sie als Wohltäterin der Dessauer Stadtgeschichte angesehen. Durch ihr Mäzenatentum wurde die Errichtung zahlreicher sozialer Bauten und Stiftungen möglich; darunter ein städtisches Armenstift sowie die 1908 erbaute Synagoge, die von den Nationalsozialisten niedergebrannt und nun, an gleicher Stelle, wieder neu errichtet wurde.
Doch ihr Leben und das ihres Vaters und Großvaters spiegelt auch die nicht einfache Rolle von Juden und Jüdinnen wider, die es geschafft hatten, sich aus den prekären Lebensumständen hochzuarbeiten, aber sich nun zwischen allen Stühlen wiederfanden: Zur Jüdischen Gemeinschaft nicht mehr richtig zugehörig und dennoch nicht angekommen in der Mehrheitsgesellschaft. Ihr Jüdischsein wird immer kritisch beäugt; ihr Wohlstand ruft Neid hervor und sie werden zum Sinnbild der ›reichen Juden‹. Wie damit umgehen? Wie Anerkennung und Dazugehörigkeit erreichen? Die Fragen von damals sind Fragen von heute und morgen. Der Abend begibt sich auf die Suche nach Antworten.
Das Team um Carolin Millner erarbeitet mit dieser Stückentwicklung eine zeitgemäße Annäherung an diese Familie unter dem Brennglas der Geschichte. Durch einen Spielstil, der sich zwischen Dokumentation und Erzählung bewegt, werden die historischen Konstellationen und biografischen Momente vergegenwärtigt und erfahrbar gemacht.
Karten sind an allen Vorverkaufsstellen des Anhaltischen Theaters und im Internet unter www.anhaltisches-theater.de erhältlich.
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