Höhere Gewalt
»Um ein Volk zu führen, ist die erste Voraussetzung, dass man aus dem Volk herkommt. Dass man wie das Volk fühlt und denkt.« Unter dieser Prämisse des ehemaligen populistischen Präsidenten Argentiniens, Juan Peron, kamen mehrere totalitäre Regierungen an die Macht. Welcher Weg führte jedoch diese Menschen an die Macht? Welche ist die höhere Gewalt, die diesen Aufstieg ermöglicht? Genau diese Frage wird mittels zweier Stücke aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts erforscht, von Komponisten, welche die totalitären Staatssysteme selbst erlebt hatten.
La fabbrica illuminata von Luigi Nono musikalisiert die Bedingungen, denen Arbeiter in einem metallverarbeitenden Betrieb unterworfen sind. Nono berichtete über Gespräche mit Arbeitern: »Ihnen wurde bewusst, unter welchen akustischen Bedingungen sie arbeiteten, und sie begannen sich zu überlegen, ob das denn so sein müsse.« In diesem Stück für Sopran und Tonband bringt die Sängerin ihre Unzufriedenheit zum Ausdruck. Jedoch sucht sie jemanden, der das Problem an das Volk übermitteln kann, um die Umstände zu verbessern. Hierfür konstruiert sie eine Maschinerie, die einen Mann eine Rede halten lässt.
Der Tribun von Mauricio Kagel ist eine Rede an das Volk, wobei der Redner am Ende zu keiner klaren Konklusion kommt. Er selbst untermalt seine Rede mit Märschen und Applaus und stellt dabei die Demokratie und die einhergehenden Freiheiten in Frage. Kagel gilt als der wichtigste Vertreter eines »Neuen Musiktheaters«, das anders als ›traditionelle‹ Opern die Musik selbst zum dramatischen Motor macht – und dies stets mit skurrilem, intelligentem Humor.
Informationen und Tickets:
anhaltisches-theater.de
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