Der König Kandaules
Drama in drei Akten von André Gide
deutsche Umdichtung von Franz Blei
Musik von Alexander Zemlinsky
Instrumentierung vollendet von Antony Beaumont
Ein schockierender Stoff aus der Antike, mit allem was dazu gehört: Liebe, Reichtum, Macht und Schönheit. Aber auch mit Gewalt, Sex und Morden. Und eine brutale Männerwelt, in der Frauen Gegenstände sind. Das Drama folgt dem zu Beginn gestellten Motto: »Der sein Glück hält, soll sich gut verstecken! Und besser noch, sein Glück vor andern.« Ein Mann, der alles hat, will einen anderen, der fast nichts besitzt, an seinem Glück teilhaben lassen. Die beiden Männer, König Kandaules und Fischer Gyges, sind sehr gegensätzlich: Der König lebt im Überfluss und sucht nach Sinn; der Fischer dagegen, am Existenzminimum, bezieht seine Kraft aus starren Moral- und Ehrvorstellungen. Das beeindruckt den König, führt jedoch auch dazu, dass Gyges seine Frau ermordet. Kandaules erlaubt dem Fischer, vermittels eines magischen Rings unsichtbar zu werden und des Nachts seine Frau zu besuchen, auf deren Schönheit er so stolz ist. Am nächsten Tag schwärmt Königin Nyssia ihrem Mann von der Nacht vor, weil sie glaubt, der König sei bei ihr gewesen. Kandaules wird rasend eifersüchtig, anstatt sein Glück zu teilen hat er dessen Vernichtung in die Wege geleitet. Gyges aber plagt nun das Gewissen, und er gesteht der Königin, in die er sich verliebt hat, den Betrug. Die tief in ihrer Würde gekränkte Nyssia löst sich aus ihrer Rolle eines Männer-Schmucks und ergreift auf ihre Art das Ruder, um ihre Ehre wiederherzustellen.
Mitte der 30er Jahre begann Alexander Zemlinsky in wenig aussichtsreicher Lage die groß angelegte Komposition, die alle musikalischen Möglichkeiten ihrer Zeit nutzt. Nach dem Anschluss Österreichs emigrierte der Komponist von Wien aus in die USA, wo er hoffte, seinen König Kandaules zu vollenden. Die Oper mit vielen aktuellen Bezügen sollte ihm in Amerika den Neustart ermöglichen, doch daraus wurde nichts. Aus Mangel an Aufführungsmöglichkeiten blieb der König im Schubfach liegen. Erst in den 1990er Jahren vollendete Antony Beaumont das Werk, vor allem die glanzvolle Orchestrierung darf in großen Teilen als Beaumonts Beitrag gelten, doch hielt dieser sich an die Skizzen Zemlinskys. Nach der Uraufführung der komplettierten Fassung 1996 in Hamburg ist das aufwändige Werk an einer ganzen Reihe von großen europäischen Theatern nachgespielt worden.
Aufführungsrechte bei G. Ricordi & Co. Bühnen- und Musikverlag GmbH, Berlin.
Aufführung in deutscher Sprache mit zusätzlichen Übertiteln.
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