Das schiefe Haus
Unten in den Wohnungen sitzen die früher Geborenen und haben weiche Blicke. Manche hocken auf dem Teppich und verstecken gepackte Koffer auf dem Balkon. Andere horten Unmengen an Tetrapaks und Konservendosen und haben darüber sogar vergessen, dass sie Kinder haben.
Und so fällt es überhaupt nicht auf, wo die Kinder des Hauses sich treffen. Hier oben, auf dem Dachboden, kriegt man überhaupt nicht mit, dass die Welt aus den Fugen gerät. Nur manchmal, wenn das Haus faucht, erinnert es einen daran, dass hier gerade etwas schiefläuft. Und trotzdem können die Kinder nicht einfach aufhören zu spielen, das ist schließlich ihr Job. Ganz oben unterm Dach, weit weg von Tageslicht und Kinderzimmern, lassen sich neue Identitäten erfinden und Rollen ausprobieren. Die fünfjährige Irene hat beispielsweise schlechte Laune, weil sie Natascha heißt und siebzehn ist. Sascha ist kein Mädchen und auch kein Junge. Und solange die anderen da sind, hat nicht einmal Fabian Angst vor Dunkelheit und Spinnen.
Hier oben können die Kinder des schiefen Hauses sich selbst vergessen. Sie teilen Käsebrote, streiten, wer bestimmen darf, singen sich gegenseitig in den Schlaf und schmieden Pläne. Hier oben, auf dem Dachboden, ist alles noch ganz normal! Und so schief, dass es einstürzt, ist das Haus bestimmt nicht.
Karten sind an allen Vorverkaufsstellen des Anhaltischen Theaters und im Internet unter www.anhaltisches-theater.de erhältlich.
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