Kinderporträts vom Barock bis zur
Romantikin

Seit diesem Jahr ist die Anhaltische Gemäldegalerie im Schloss Georgium, mitten im UNESCO-Welterbe Gartenreich Dessau-Wörlitz, wieder zugänglich. Nach mehrjähriger Sanierung ihres Stammhauses erscheint eine der wichtigsten Sammlungen Alter Meister in Mitteldeutschland buchstäblich in neuem Licht. Den Höhepunkt des Jahres stellt die Sonderausstellung „KINDSKÖPFE – Kinderporträts vom Barock bis zur Romantik“ im Herbst dar. Meisterwerke von Anthonis van Dyck bis Philipp Otto Runge, mehr als die Hälfte davon Leihgaben aus wichtigen mitteleuropäischen Sammlungen, entführen in eine Zeit, als die Ideen der Aufklärung nicht nur das Bild der Kindheit, sondern auch die Gattung des Kinderbildnisses maßgeblich veränderten.
Die Ausstellung wird durch das Land Sachsen-Anhalt gefördert.

Kinderporträts sind ein selbstverständlicher Teil unserer modernen Bildkultur. Wer heute Kinder hat, versucht ihre Entwicklung in Bildern – meistens Fotos – ausführlich festzuhalten. Das war jedoch nicht immer so. Innerhalb der traditionsreichen Bildgattung des Porträts entwickelten sich die Kinderdarstellungen zuerst verhältnismäßig zögerlich. Sie dienten vor allem Familien höchsten Ranges, die in ihrem Nachwuchs den Fortbestand der eigenen Dynastie präsentierten. Im 17. und 18. Jahrhundert erlebte die Kindheit eine fundamentale Neubewertung als eigenständige, gegenüber dem Erwachsenendasein abgegrenzte Lebensphase. Verbunden waren damit wesentliche Neuerungen auch in der Auffassung des Kinderporträts.

Die in dieser Ausstellung und ihrem Katalog zusammengestellte Auswahl von herausragenden Kinderbildnissen vom Barock bis zur Romantik, von Anthonis van Dyck bis Philipp Otto Runge, entführt in eine Zeit, als die Ideen der Aufklärung nicht nur das Bild der Kindheit, sondern auch die Gattung des Kinderporträts maßgeblich veränderten. Im Mittelpunkt der sich vom 17. zur ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erstreckenden Ausstellung steht die Epoche der Aufklärung. Mit ihren neuen pädagogischen Ideen brachte sie eine fundamentale Neubewertung der Kindheit mit sich. Das neue Bild der Kindheit als eigenständige Phase der menschlichen Entwicklung, in welcher eine unbeschwerte und als „natürlich“ apostrophierte Bildung eines jungen Menschen erfolgen sollte, fand seinen Ausdruck in neuartigen Bildnissen. Fortan steht die soziale Rolle der Dargestellten weniger im Vordergrund als die sich entwickelnde Persönlichkeit, die in demonstrativer Natürlichkeit die Betrachtenden emotional anspricht.
Eingebettet ist die Ausstellung zum Wandel des Kinderbildnisses zwischen Barock und Biedermeier in ein 2024 in Dessau-Roßlau begangenes und vom Land Sachsen-Anhalt gefördertes Jubiläumsjahr zur Feier der Gründung des Philantropinum durch Johann Bernhard Basedow vor 250 Jahren. Diese Modellschule der Aufklärung war als wichtiger Baustein des Dessau-Wörlitzer Reformwerks eng mit den modernen Ideen zur Kindererziehung und der Neubewertung der Kindheit als eigenwertige Lebensphase verbunden.